ROTE NASEN Clowns im Geflüchtetencamp im Südsudan

22.November 2022
  • Kinder

"Das war ein ehrwürdiger Moment."

Etwa elf Millionen Menschen leben im Südsudan, 500.000 davon in der Hauptstadt Juba. Das Land ist nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen seit 2011 von Sudan unabhängig und dennoch von gewaltsamen Konflikten geprägt. Florentine Schara alias Perdita Poppers war im Frühjahr 2022 für vier Wochen als Teil eines internationalen ROTE NASEN Clownteams in Juba im Einsatz.

Florentine Schara alias ROTE NASEN Clown Perdita Poppers war im Frühjahr 2022 für vier Wochen als Teil eines internationalen ROTE NASEN Clownteams in Juba im Einsatz. 

(c) Red Noses International

Florentine Schara alias ROTE NASEN Clown Perdita Poppers bei der Clownparade im Camp für Geflüchtete.

Wie kam es zum Einsatz im Südsudan?

Wir wurden als Emergency Smile Clowns von einer ganz tollen NGO nach Juba eingeladen, die Light for the World heißt. Sie setzt sich in Südsudan für die Inklusion geflüchteter Menschen mit Behinderung ein und trägt zu einem friedlichen Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen u.a. durch Sportprojekte bei. Im Team der NGO arbeiten Menschen, die selbst eine Behinderung haben und aus allen Teilen Afrikas kommen. Wir von ROTE NASEN haben Resilienz-Workshops für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegeben, da sie sehr viel Stress ausgesetzt sind. Wir konzipierten die Workshops so, dass alle mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen mitmachen konnten. Es waren mitunter Gehörlose, die ja visuell lernen, aber auch Sehbehinderte und Menschen mit einer körperlichen Behinderung dabei. Es war total gut, dass alle gemeinsam teilnehmen konnten.

Mit welchen anderen Gruppen habt ihr noch dort gearbeitet?

Wir waren täglich im Geflüchtetencamp und haben dort Workshops gegeben. Unsere Clownparade mit Instrumenten und die Clownshow kamen sehr gut an. Die Menschen waren sehr neugierig und haben direkt mitgemacht, obwohl sie wirklich unter sehr schwierigen Bedingungen in Verschlägen aus Wachstüchern ohne saubere sanitäre Anlagen leben. Auf einem kleinen Platz innerhalb des Camps sind wir einem kleinen Mädchen mit einem Hydrozephalus (im Volksmund: Wasserkopf) begegnet; wir haben sie auf ein Plastiktuch gesetzt, ihr mit blauen Tüchern einen Baldachin gebaut und sie mit unserer Clownart liebevoll umsorgt. Drumherum waren sehr viele Kinder, die aber mucksmäuschenstill waren; allen war bewusst, dass das ein Kind mit besonderen Bedürfnissen ist.

Du warst in den vergangenen Jahren schon als Emergency Smile Clown in Griechenland in Geflüchtetencamps, in der Ukraine und in Sierra Leone in einer Geburtsklinik, in der es an allem fehlte. Was war diesmal besonders?

Was mich an den Menschen im Südsudan fasziniert hat, waren das bedingungslose Im-Moment-Sein und die unglaubliche Freude von Kindern und Erwachsenen trotz der Misere, in der sie leben. Zu Beginn unseres Aufenthalts gab es ein offizielles Treffen mit den Campmanagern. Zunächst haben sie uns kritisch beäugt, aber als sie unsere Arbeit gesehen haben, sind sie total „aufgetaut“, haben mitgesungen und getanzt. Schließlich haben sie täglich selbst unsere Lieder angestimmt.

(c) Red Noses International

In gemeinsamen Spielen konnten die Kinder ihre eigenen Stärken austesten.

Was habt ihr dort in deinen Augen erreicht?

Uns wurde gesagt, dass es Aggressionen aufgrund von psychischen Belastungen in dem Camp und Konflikte zwischen den verschiedenen Ethnien gibt. Davon haben wir nichts gespürt. Die Menschen waren neugierig und haben sich gefreut, dass wir da waren. Am letzten Tag sind wir in einer Parade mit 200 Leuten durch das Camp gezogen. Am Ende unseres Aufenthalts haben alle Kinder (mit körperlicher oder kognitiver Beeinträchtigung und ohne) gemeinsam eine kleine Show aufgeführt.

Welches Feedback haben euch die Menschen vor Ort gegeben?

Wir waren drei Wochen lang am selben Ort mit dem Ziel, dass das Team der Partner-NGO unsere Arbeit weiterführen kann. Der Austausch mit ihnen war sehr wertvoll. Wie baut man zum Beispiel Musikinstrumente aus Wegwerfmaterial? Sie haben uns direkt gesagt, was für Menschen mit verschiedenen Behinderungen geht und was man nachjustieren muss. Ohne Scheu, etwas richtig oder falsch zu machen, haben sie die Tipps und Tricks aus dem Workshop direkt umgesetzt und waren dankbar für unseren Besuch.

(c) Simon Madol

Die Kinder haben sich über die vier Clowndamen sehr gefreut.

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