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Seit 15 Jahren ROTE NASEN Clown

15.November 2021

Der erste Advent steht vor der Tür. In dieser Zeit der Besinnung blicken viele Menschen auf das ausgehende Jahr zurück. Auch wir sind in die Vergangenheit gereist. 

Diese zwölf Künstlerinnen und Künstler bringen seit stolzen 15 Jahren Lebensfreude und Leichtigkeit zu Menschen in Not - in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen für Geflüchtete. Mit viel Engagement, Freude und Durchhaltevermögen helfen sie dort, wo es am meisten gebraucht wird. Wir möchten uns bei allen vom Herzen bedanken und freuen uns auf weitere 15 Jahre!

Hier sind ihre bezauberndsten, berührendsten und märchenhaften Clownmomente: 

Es war einmal...

…in der Fontane-Klinik in Motzen im Jahre 2013:

„An dem Tag war ich alleine. Da kam mir ein sehr muskulöser, kahlrasierter, tätowierter Mann entgegen. Ich hatte zuerst Respekt, ja fast Angst vor ihm, denn er war größer und kräftiger und ich wusste nicht, wie er auf Clowns reagieren würde. Als wir uns gegenüber standen schaute ich zu Boden und meinte: 'Seltsamer Tag heute.' Er meinte: 'Ja find ick och, wat machst’n Du hier?' Ich antwortete: ‚Ick eier hier och nur so rum, wa? …bin heute irjendwie mit’m falschen Been ufjestanden.‘ Der große Mann entgegnete: ‚Ick werd‘ morjen entlassn…hab allet verlorn und totale Angst vor draussen. Darf ick dich mal drücken?‘. ‚Ja aber nicht zu dolle, wa?‘. Wir nahmen uns in die Arme und plötzlich fing er an, zu weinen. Irgendwann habe ich ihn gehalten. Hinter diesem Ehrfurcht erregendem Mann steckte eine kleine verletzte Seele. So teilte er mit mir seine Angst über das Leben nach dem Klinikaufenthalt. ‚Du bist echt okay.‘ sagte er mir zum Schluss. Ich sagte: ‚Ich drück Dir alle Daumen, die ick finde und wenn dit nich reicht, holt ick mir welche aus der Daumenausleih-Fabrik‘. Dieser Moment hat mich seelisch so sehr bewegt, dass ich danach nicht mehr spielen konnte.“

Stefan Palm ist Pantomimekünstler und bringt seit 15 Jahren als ROTE NASEN Clown Stefanello kranken Kindern und älteren Menschen Mut und Lebensfreude. Seit vielen Jahren leitet er als Trainer deutschlandweit Humor-Seminare. Sein Spezialgebiet: Körperkunst. Mittels körperlichen Gesten vermittelt er bestimmte Gefühle und baut so zu seinem gegenüber Brücken auf.

(c) Gregor Zielke
…eine Traumhochzeit im Klinikums Buch im Jahre 2019:

„Im Klinikum Buch begegneten meinem Partner Leofinow und mir einmal zwei zwölf- und dreizehnjährige Schwestern, die schon viel durchgemacht haben. Aus schwierigen sozialen Verhältnissen, acht jüngere Geschwister, eine alleinerziehende, kranke Mutter. Als wir mit einem typischen Clown Streit (Du Meerschweinchen! Du Fahrradhelm!) zu ihnen ins Zimmer kamen waren die Mädchen ganz offen und gaben uns rührende Tipps zur Versöhnung. Mit der liebevollen Unterstützung arrangierten wir sofort unsere Traumhochzeit. Die ältere Schwester fungierte als Wedding Planner mit Hilfe von Playmobil und Kuscheltieren, die Jüngere hielt die Trauungszeremonie ab, anschließend feierten wir mit den Kuscheltiergästen ein rauschendes Fest. Auf der Hochzeitsparty trafen die Schwestern ihre Playmobil-Traummänner und wurden in einer spontanen Zeremonie auch gleich noch verheiratet. Ich denke noch oft an die beiden liebevollen Schwestern.“

Konstanze Dutzi ist Schauspielerin und bringt seit 15 Jahren als ROTE NASEN Clown Mimi Rizzi kranken Kindern und älteren Menschen Mut und Lebensfreude. Ihr Spezialgebiet: Improvisation. Gern nimmt sie spontan Impulse von den Patient:nnen oder im Raum auf und macht daraus ein Spiel.

(c) Gregor Zielke
…in einer Berliner Pflegeeinrichtung im Jahre 2010:

„Von Moment zu Moment ergibt sich das Spiel der Clowns. An manchen Tagen erleben wir Geschichten, die aufgrund ihrer Magie unvergesslich bleiben. Victoria als Clown Robert und ich als Clown Leofino besuchten eine Pflegeeinrichtung für Seniorinnen und Senioren, die an Demenz erkrankt waren. Schon am Flur hörten wir die Stimme von Herrn Berger*, der verzweifelt seine Frau rief. 'Hilde, wo bist du!' Er hatte vergessen, dass Hilde vor Kurzem verstorben war. Kaum waren wir bei ihm im Zimmer, machte ich den Vorschlag: 'Herr Berger, wir werden ihre Frau suchen.' Clown Robert war begeistert von dieser Idee, öffnete die Badezimmertür und rief: 'Hilde, bist du da?'. Doch sie war nicht da. Wir suchten im Kleiderschrank, Nachtschrank und im Brillenetui. Doch Hilde war nicht zu finden. Da legte Robert ihr Ohr an die Brust von Herrn Berger und sagte: 'Ich kann Hilde hören. Herr, Berger, ihre Frau ist in Ihrem Herzen.'"

*Name zum Schutz geändert. 

Leopold Altenburg ist Schauspieler und Autor und bringt seit 15 Jahren als ROTE NASEN Clown Leofino kranken Kindern, älteren Menschen und Geflüchteten Mut und Lebensfreude. Sein Spezialgebiet: Magie und Lied. Jeder Zauber wird mit einem Lied gefeiert.

… im HELIOS Klinikum Berlin-Buch im Jahre 2017:

„Sophie* kommt auf uns zugelaufen. Noch etwas wackelig mit ihren 14 Monaten, aber ganz gezielt. Mein Kollege Stefanello und ich, hocken gerade in der Spielecke. Auf Augenhöhe schauen wir uns in Ruhe an. Dann ein mutiger Handschlag von Sophie auf die Sitzfläche des Stühlchens. Sie lässt ihn wie eine Jambe erklingen. Ich antworte auf ihr Spiel mit einem kleinen Batscher. Sophie antwortet mir, lässt eine Pause und lädt so Stefanello ein. Langsam entsteht, so Zug um Zug, ein feines, kleines Percussionskonzert. Wir sind eindeutig im Bandmodus und die Welt geht um uns unter. Sophie ist die Solistin und wir begleiten sie. Ihre Augen strahlen und dann platzt ein so frohes Giggeln aus ihr heraus, weil wir ohne sie so gar nichts hinbekommen. Also legt sie weiter vor und lacht. Als sich unser Konzert dem Ende entgegen neigt bemerke ich ihre Eltern, die ganz still im Hintergrund alles beobachtet hatten. Sie weinen - vor Freude und gleichzeitig strahlen sie über ihr fröhliches Musikerkind. Eine Begegnung ohne Worte, die so viel Glück und Heiterkeit verbreitet, lässt mein Clownsherz höherschlagen.“

Sybille Ugé ist ausgebildete Balletttänzerin und bringt seit 15 Jahren als ROTE NASEN Clown Flotte Lotte kranken Kindern und älteren Menschen Mut und Lebensfreude. Ihr Spezialgebiet: Tanzen. Tanzen ist ein Ausdruck der Lebensfreude. Jung und Alt nehmen diese Einladung gern an, auch wenn manchmal nur die Gedanken tanzen oder der kleine Zeh.

(c) Gregor Zielke
…im Deutschen Herzzentrum im Jahre 2018:

„An einem Montag im April besuchte Emma-Dilemma die fünfjährige Lotta* im Deutschen Herzzentrum, um das Kind zum Herzkatheter zu begleiten. Doch es war schwierig für die Clown-Matrosin, Kontakt mit dem kleinen Mädchen aufzunehmen. Auf dem Weg durch die langen Flure zum Herzkatheter blieb Lotta stumm. Emma-Dilemma hatte ihre Hundepuppe Fluffiwuff dabei und der entdeckte lauter grüne Hunde auf der Bettwäsche des Kindes und bellte vor Freude. Da bellte es plötzlich unter der Bettdecke 'Huch?' Emma und Fluffiwuff waren verwirrt. Langsam tauchte Lottas Kuschelhund unter der Bettdecke auf und die Hunde begannen ein Spiel. Als Lotta und Emma-Dilemma den Herzkatheter-Raum betraten, stellte die Anästhesistin ihr ganz viele Fragen, doch Lotta verstummte und verkroch sich unter der Decke. Ratlos seufzte die Ärztin: 'Wie kann ich denn mit dir sprechen?' 'Sie müssen bellen!' rief Emma-Dilemma. Da strahlte Lotta.“

*Name zum Schutz geändert. 

Juliane Altenburg ist Schauspielerin und bringt seit 15 Jahren als ROTE NASEN Clown Emma Dilemma kranken Kindern, älteren Menschen und Geflüchteten Mut und Lebensfreude. Ihr Spezialgebiet: Pilotprojekte. Mit Offenheit und Mut engagiert sie sich ohne zu zögern in neue Projekte, wie damals in 2015 zum Anfang der Clownvisiten in Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete.

…in Berlin-Buch im Jahre 1996:

„Einmal traf ich auf der Kinderkrebsstation einen Jungen mit einer Umkehrplastik. Sein Knie wurde ersetzt mit seinem Fußgelenk, und das sah sehr komisch aus. Wir kamen rinn und ich sagte zu ihm: 'He! Du hast Deinen Fuß verkehrt rum angezogen.' Alle hielten den Atem an. Keiner hat bisher darüber gesprochen. Der Junge guckt mich an und sagt: 'Willi das soll so sein. Die Ärzte haben das gemacht!' 'Passiert Dir das öfters?', fragte ich. 'Nä… das ist so damit ich ein funktionierendes Kniegelenk mit einer besseren Auflage für die Prothese habe.' Der Junge konnte es jetzt für sich verinnerlichen, anderen erklären und die Kuh war vom Eis.“

Paul Kustermann ist Clown, Coach, Pädagoge und Mitgründer von ROTE NASEN. Seit über 25 Jahren als bringt er als Clown Willi, Monsieur Henri und Dieter kranken Kindern, älteren Menschen und Geflüchteten Mut und Lebensfreude. Sein Spezialgebiet: liebevolle Provokationen und die Fähigkeit Gesetzte der Zeit und Schwerkraft aufzuheben.

…in einer Pflegeeinrichtung in Zossen im 2015:

„Rita* aus Zossen. Rita die den ganzen Tag nach ihrer Tochter Elke rief. Rita die die Nervenstärke der Pflegerinnen un Pfleger einforderte. Rita war hochgradig dement. Es begab sich, dass ich mit Rita alleine im Gemeinschaftsraum wartete, erst auf den Bus, der uns nach Hause fährt, dann auf das Glück, dann auf die Liebe, dann auf die Schönheit. Rita hatte einen speziellen fast theatralischen Singsang in ihrer Sprache. Fräulein Schleife übernahm diesen Singsang. Frl. Schleife: ‚Ob der Bus heute noch kommen wird?‘ Rita: ‚Ich weiß es nicht.‘ Frl. Schleife: ‚Er wird kommen und die Blumen werden blühen.‘ Rita: ‚Ja die Blumen werden blühen. Schön…‘ Die Atmosphäre wurde immer ruhiger, wir saßen nebeneinander und schauen aus dem Fenster auf den Garten und sprachen ab und an einen Satz. Rita wurde immer ruhiger und unser Gespräch sehr elegisch und getragen. Manchmal wurde es ganz still und wir hörten unserem Warten zu. Rita war nach unserer Begegnung eine Woche sehr entspannt und hat sehr selten nach Elke gerufen. Dies hat mir später eine Pflegerin berichtet. Und auch ich war nach dieser Begegnung ganz erfüllt. Ich denke wir sind gemeinsam auf einer Welle geritten- ganz unaufgeregt und da war sie die Liebe, die Schönheit und das Glück - nur der Bus ließ Aufsicht warten.“

*Name zum Schutz geändert. 

Jana Hampel ist Schauspielerin und bringt seit 15 Jahren als ROTE NASEN Clown Fräulein Schleife kranken Kindern und älteren Menschen Mut und Lebensfreude. Ihr Spezialgebiet: Dichten und Geschichten erfinden. Am liebsten textet sie zusammen mit ihrem/Ihrer Clownpartner:in Lieder im Moment des Geschehens, aus der Luft gegriffen, einmalig, exklusiv und nie wiederholt. Und trotz starker Kurzsichtigkeit trägt Frl. Schleife keine Brille, denn das Rennen gegen Wände und Türen belebt ihren Geist.

…in der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg im Jahre 2018:

„Mein Clownkollege Stefanello und ich besuchten Frau Krause*: ‚Ich habe Euch singen gehört!‘, sagte sie zu uns. Zunächst dachte ich, sie meinte unseren Gesang auf dem Flur. Das war es aber nicht. ‚Die Engel singen‘ fügte sie hinzu. Sie war offensichtlich schon auf dem Weg zu einer anderen Welt. ‚Komm her mein Engel.‘, sagte sie zu mir und nahm meine Hand. ‚Bleib, mein Engel, bleib bei mir.‘ Ich setzte mich vorsichtig zu Ihr auf das Bett. ‚Ist Mama da?‘ ‚Ja‘, konnte ich als Engel bestätigen. ‚Und Gerda? Ich habe solche Angst‘, gestand sie mir. ‚Es sind alle da‘, konnte ich sie beruhigen. Aus einem Impuls heraus fing ich an das Lied aus der Oper ‚Hänsel und Gretel‘ zu singen: ‚Abends, wenn ich schlafen geh, vierzehn Engel um mich stehen‘. Frau Krause kannte das und stimmte mit ein ‚zwei zu meinen Häupten, zwei zu meinen Füßen, zwei zu meiner rechten…‘ Sie wurde immer ruhiger. ‚Danke, meine Engel!‘, sagte sie und strich mir über die Wange. Diese Begegnung berührte mich sehr, denn ein Clown kommt für mich aus einer Welt zwischen Himmel und Erde.“

*Name zum Schutz geändert.

Luise Lähnemann ist Schauspielerin und bringt als ROTE NASEN Clown Gogo seit 15 Jahren kranken Kindern, älteren Menschen und Geflüchteten Mut und Lebensfreude. Ihr Spezialgebiet: Improvisation und Musik. Sie plant gerne Nummern oder Themen für eine Visite. Die schönsten Begegnungen entstehen aber oft aus dem Moment heraus, wenn Sie sich auf Ihr Instinkt verlässt.

…im Sankt Joseph Krankenhaus in Berlin auf der Kinderstation im Jahre 2011:

„Das war eine ganz besondere Clownvisite für mich und für meine Clownpartnerin Brischitt. Gleich zu Beginn der Visite kam die Stationsärztin auf uns zu und erzählte uns von einem Jungen, der seitdem er dort ist, seine Augen nicht aufgemacht hat. Es sei psychosomatisch bedingt. Sie fragte uns, ob wir ihm als Clowns nicht helfen könnten. Zuerst hatten wir beide Respekt vor der Aufgabe. Doch schlussendlich war uns klar, dass wir bei ihm im Zimmer eine große Party veranstalten, ohne jeglicher Erwartungshaltung. Wir kamen mit musikalischer Begleitung in sein Zimmer, erzählten ihm Geschichten und hatten zusammen einfach nur Spaß. Nicht einmal thematisierten wir, dass er uns dabei nicht angeschaut hat. Dann verabschiedeten wir uns und zogen weiter. Ungefähr eine 15 Minuten später kam eine Krankenpflegerin mit großen Augen auf uns zu und sagte ganz aufgeregt: ‚Kommt schnell her. Er hat die Augen wieder geöffnet!‘ Also doch, wir haben unsere Mission erfüllt. Es war wie ein kleines Wunder, das ich nie vergessen werde.“

Sterling Hayden ist Komiker und bringt seit 15 Jahren als ROTE NASEN Clown Silver kranken Kindern, älteren Menschen und Geflüchteten Mut und Lebensfreude. Sein Spezialgebiet: Comedy-Magie. Er zaubert gerne, doch als Clown nicht immer mit Erfolg.

 …in einem Seniorenheim in Fürstenwalde im Jahre 2021:

„Wenn man als WIDU seit nunmehr 15 Jahren durch die Seniorenheime ‚stromert‘ und die Bewohner verführt, unterhält und mit ihnen die Liebe zur Musik teilt, kommt schon eine gehörige Anzahl von Menschen zusammen, die man in ihren letzten Lebensjahren begleiten darf. Verständlicherweise werden es mit zunehmendem Alter immer weniger Senioren. Mit der Zeit wächst aber die Zahl der über 100-jährigen. War es am Anfang noch etwas ganz Besonderes, trifft man heute in fast jedem Haus mindestens eine Person, die 100 Jahre oder auch etwas älter ist. In diesem Jahr traf ich WIDU nun seine bisher älteste ‚Kundin‘. 110 Jahre ist Frau Lemke* alt und immer noch am Rollator unterwegs. Sie wohnt seit Kurzem in einem Heim in Fürstenwalde. Nach ihrem Geheimnis für ein so langes Leben befragt, erwidert sie: ‚Dankbar zu sein für alles was einem das Leben beschert.‘ Dann lächelt sie und sagt: ‚Danke, kommen Sie gerne wieder‘."

Stan Regelski ist Clown für alle Fälle und bringt seit 15 Jahren als ROTE NASEN Clown WIDU kranken Kindern und älteren Menschen Mut und Lebensfreude. Sein Spezialgebiet: Musik. Manchmal kommt er ins Schwimmen, weil er zwischen 444 Liedern wählen muss.

…im Emil von Behring Krankenhaus in Berlin im Jahre 1999:

„Einer meiner ersten Krankenhausbesuche überhaupt führte mich auf die Intensivstation für Kinder und Jugendlichen mit Mukoviszidose. Bevor ich mein Clownkostüm anzog, erzählte mir die Oberschwester von einem Jungen namens Richard*. Er lebte zusammen mit seiner Mutter seit etwa sechs Monaten auf der Station. Die Schwester sagte mir, dass der Junge sehr krank sei und bald sterben würde. Trotzdem aber war Richard – wie es zehnjährige Jungen so sind – aufsässig gegenüber seiner Mutter. Als ich den Raum betrat, lag er in seinem Bett direkt neben der Tür und seine Mutter am Fenster. Die Atmosphäre war sehr drückend, aber ich musste mit der Show beginnen. Filou schlug die Trommel – keine Reaktion. Er jonglierte und erntete einen befremdlichen Blick. Zum Abschluss wollte Filou noch einen Luftballon aufblasen und ihn Richard schenken. Plötzlich hielt sich Richards Mutter die Ohren zu und tat so, als würde der Ballon platzen. ‚Jetzt können wir über deine Mutter reden, sie kann uns nicht hören‘, sagte Filou. ‚Schnarcht sie?‘ Richard lachte. ‚Furzt sie?‘ Richard lachte noch lauter. Seine Mutter lachte natürlich auch. Glücklich und dankbar verließ ich das Zimmer, denn Richard hatte mich eines der wichtigsten Dinge gelehrt, die ein Clown wissen muss: Weniger ist mehr.“

*Name zum Schutz geändert.

Reinhard Horstkotte ist ausgebildeter Akrobat, absolvierte in den 1980er Jahren seine Ausbildung zum staatlich anerkannten Bühnenartisten und Akrobaten und unterstütze tatkräftig und maßgeblich die Gründung von ROTE NASEN. Seit mehr als 15 Jahren bringt er als ROTE NASEN Clown Filou Kindern, Pflegebedürftigen und Geflüchteten Mut und Lebensfreude. Sein Spezialgebiet: Backpfeiffenmusik. Ob Sinfonien, Rockklassiker, Schlager, Baladen, Volkslieder: er spielt sie alle und zwar nicht nur auf der Ukulele, sondern unbedingt, vor allem so wie keiner: Auf seinen Backen. Er ist ein wahrer Backpfeiffenkünstler!

(c) Gregor Zielke
…im Deutschen Herzzentrum Berlin im Jahre 2016:

„Ich bin als Brischitt im Deutschen Herzzentrum dabei, als die niederschmetternde Diagnose kommt: Lara* braucht ein neues Herz, mit knapp zwei Jahren. Die Mutter lässt sich tröstlich umarmen, die kleine Lara aber versteckt sich verängstigt hinter ihren Händen. Woche für Woche sehen die Clowns sie wieder, es dauert lange bis das Eis taut und Lara Vertrauen schöpft. Aber dann wird es ein sehr herzliches Band, sie freut sich, weist uns zurecht, singt und tanzt mit uns. Das neue Herz kommt endlich nach fast eineinhalb Jahren. Brischitt und Lara sehen sich auch nach der Entlassung wieder, in der Reha-Klinik, bei den Nachsorgeuntersuchungen. Es ist immer eine Freude, die kleine Freundin wiederzusehen. Und dann geht Lara. Für immer. Das neue Herz ist stehengeblieben. Ich hatte eine Freundin verloren. Das war schwer für mich als Mensch und machte mich unsagbar traurig. Aber mit der roten Nase, als Brischitt, gelang es wieder auf das Positive zu schauen: Auf die schöne Zeit, die ich mit Lara verbringen konnte, auf die Herzenswärme dieser vielen Monate. Das half. Danke Lara!“

*Name zum Schutz geändert.

Maria Gundolf ist Schauspielerin und bringt seit 15 Jahren als ROTE NASEN Clown Brischitt Kindern und Pflegebedürftigen Mut und Lebensfreude. Ihr Spezialgebiet: Spontaneität. Sie ist allzeit bereit einen Plan immer über Bord zu werfen.  

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